Prinzessinnen im Hunsrück oder Glamping mit Anhängern

Zur Verabschiedung umarmten sich Ronja und Emilia und ihnen war irgendwie bewusst, dass Sie etwas ganz Besonderes erlebt hatten. Sie blickten sich lange und intensiv in ihre großen funkelnden Augen. Die vergangenen vier Tage hatten Sie gemeinsam richtig viel Zeit im Wald, an Flüssen, an Seen und auf Campingplätzen verbracht. Sie konnten die Seele in der Natur baumeln lassen und erlebten eine sehr schöne Ecke Deutschlands. Die Reise ging für die beiden durch den Nationalpark Hunsrück: von der Mosel zum Bostalsee und zurück. Wie für kleine Prinzessinnen üblich, reisten sie in Kutschen und hatten Personal dabei welches ihnen jeden Wunsch erfüllte. Ihr Gepäck wurde transportiert, mehrmals am Tag wurde ihr Lieblingsessen zubereitet und abends wurden ihre Zelte aufgebaut. Sie mussten sich um nichts kümmern, nur genießen. Glamping nennt sich das heutzutage. Die Mischung aus Glamour und Camping.

Text: Tobias Klöpf | Bilder: Tobias Klöpf und Jacob Iglhaut

 

Die beiden sind jedoch nicht adelig oder wohlhabend. Nein, Emilia und Ronja sind zuckersüße 75cm große Mädchen. Ihre Kutschen sind richtig gemütliche geländetaugliche Fahrradanhänger und ihr Personal sind ihre stolzen Eltern. Diese lernten sich beim Radreise-Stream von WELT & WIR kennen. Kennt Ihr noch Katrin Iglhaut die Bikepackerin und Tobi Klöpf den Moderator?

Reisegruppe „Hängertour im Hunsrück“

Die gemeinsame Leidenschaft für Fahrradreisen und das junge Elternglück waren die beiden Gemeinsamkeiten die nach der Radreise-Show zu einer außergewöhnlichen Idee führten: Vier Fahrräder, jeweils mit Anhänger, für Gepäck oder Kind, drei Zelte und zwei anspruchsvolle Passagiere. Katrin, die unermüdliche Rennfahrerin, Natascha, die pfälzer Frohnatur, Jacob, der angehende Doktor, Tobi, der übermotivierte Touristiker, Ronja die immer müde oder hungrige Räubertochter und Emilia, das aufgedrehte Energiebündel. Das war die verrückte Reisegruppe der „Hängertour im Hunsrück“.

 

Was bei der Planung bereits klar war: Es muss kindgerecht sein. Eine Rundtour mit verschiedenen Exit-Optionen, mit guter Infrastruktur. Wir brauchen akzeptables Wetter, einen Startpunkt zwischen unseren Wohnorten Stuttgart und Köln zwecks kurzer Anreise. Die Strecke möglichst naturnah, ruhig und autofrei. Und so weiter. Ganz schön kompliziert?!

In Reinsfeld starteten wir dieses Miniabenteuer mit einigen großen Tellern Spaghetti damit wir mit vollen „Tanks“ die ersten 40 km in Angriff nehmen konnten. Es gab natürlich Tobis berühmte Spaghetti.  Erinnert ihr euch noch an das Rezept im E-Magazin (wenn nein, schreibt uns einen kurzen Kommentar unter diesem Text und ihr bekommt das Rezept zugeschickt!)

Paradies für Prinzessinnen

Über den panoramareichen Moselsteig in stetigem Auf und Ab erreichten wir den ersten sogenannten „Outdoorcampingplatz“. Wir rätseln immer noch wieso we so heißt und ob es analog dazu auch „Indoorcampingplätze“ gibt…? Nach einer ruhigen Nacht mitten im Wald radelten wir gefühlt eine halbe Ewigkeit bergauf und erreichten den höchsten Punkt von Rheinland-Pfalz, den Erbeskopf. Das Wetter entschied sich ausnahmsweise nass und kalt zu werden. Also radelten wir ab ins nächste Restaurant.

„Auf“ und „Dada“ waren die ersten Worte von Emilia an diesem Tag. Zum Frühstück gab es leckeres Bircher Müsli. Während die Eltern die Zelte zusammenpackten, das Gepäck verstauten und die Kutschen abfahrtbereit machten, balancierten die beiden auf Steinen und Baumstämmen. Gegen 11 Uhr gab’s schon die ersten Ermüdungserscheinungen und die jungen Damen freuten sich auf ein ausgedehntes Schläfchen im Hänger. Mit knurrenden Mägen wurden sie direkt vor einem Restaurant wach. Warum hatten die Eltern eigentlich plötzlich so bunte Jacken und Kapuzen auf? Dass es zwischenzeitlich angefangen hatte zu regnen, war ihnen komplett entgangen.  Naja,was soll´s. Es gab dann Züricher Geschnetzeltes mit Reis. Danach ab ins Paradies: Ein Bällebad mit Schwarzlicht und eine Kinderspielküche ließen kleine Herzen höher schlagen.  Zwei Stunden später stand die nächste Erholungsphase im gemütlichen Anhänger bevor. Das nächste Mal kamen die Kutschen am Campingplatz in Birkenfeld zum Stehen. Hier gab es einen herrlichen Spielplatz, ein leckeres Abendessen mit Frischkäsebroten, Gemüsesticks und schon war der zweite Tag vorbei für uns. Buena notte, guads Nächtle.

Wer sein Kind liebt der zieht

Die Sonnenstrahlen wärmten die Zelte am dritten Morgen schön auf und ein gemeinsames Frühstück sorgte für den besten Start in den Tag. Die Strecke führte uns durch schöne Wälder, über blühende Wiesen und Felder und wir wurden von diesen schönen Eindrücken geerdet. Aber auch weil die Berge teilweise so steil waren, dass selbst die kleinsten Gänge an unseren Bikes immer noch für heftig brennende Beine sorgten. So eine Prinzessinnenkutsche mit fast 20kg bei 20% Steigung ist wirklich sportlich und ein echter Liebesbeweis für die Kleinen. Wie jeden Tag standen ca. 40km und 800 Höhenmeter auf dem Programm was sich als ideale Eckdaten herausstellte. Vormittags 1,5h reine Fahrzeit ohne Anhalten, dann eine lange Mittagspause und dann wieder 1,5h nonstop bis zum Ziel. Am dritten Tag erreichten wir den Campingplatz am wunderschönen Bostalsee.

 

Nachdem die Zelte standen und alle frisch geduscht waren gingen wir griechisch Essen. Es war schon der letzte Abend. Die Zeit verging wie im Flug, wie immer, wenn etwas eindrucksvoll und schön ist. Kennst du dieses Phänomen? Wir hatten mit ein paar kühlen Radler darauf angestoßen, dass diese besondere Radtour  super funktionierte. Wir „Großen“ kannten uns ja kaum und die „kleinen Prinzessinnen“ mit ihren Ansprüchen an Schlaf, Essen und Spielen wirkten auf jeden Fall sehr glücklich. Am letzten Tag radelten wir zurück zum Startpunkt und waren uns sicher: Das war nicht das letzte gemeinsame Familienglück. Mit ca. 160 km und 2400 hm an vier Tagen hatten wir keine sportlichen Höchstleistungen erzielt, aber sicher eine möglichst einsame Route rund um den Hunsrück gefunden. Es war diesmal jedoch kein Gefühl von Stolz, diese Tour gefahren zu haben. Es war ein viel schöneres Gefühl. Wir haben es geschafft zwei Prinzessinnen zu begeistern und mit zwei Familien eine kindgerechte, royale Radreise zu erleben. Zur Nachahmung empfohlen.

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