Es ist nichts, wie es war!

Besonders die aktuellen Zeiten bestätigen das. Man hätte meinen können, schlimmer als die Corona-Pandemie kann es kaum kommen. Doch die Situation in der Ukraine hat das Gegenteil gezeigt: Es ist nichts, wie es war! Aber war das nicht schon immer so? Es sind seltsame Zeiten voller Veränderung und dennoch gibt es Konstanten. Davon möchte ich euch heute berichten.
Es wird höchste Zeit.

 

Ich war die letzten Monate mehrmals auf der WALD & WIR Projektfläche. Das erste Mal im Mai, das letzte Mal vor ein paar Wochen. Daniela, die im Frühjahr ein paar Tage vor mir dort war, hatte mich bereits vorgewarnt: Es sieht nichts mehr so aus, wie vorher! Ich war gespannt, es war höchste Zeit mir selber ein Bild zu machen, vor allem mit Blick auf das erfolgreiche Crowdfunding Anfang des Jahres. Viele, viele Menschen haben das Projekt unterstützt und die Aktion zu einem vollen Erfolg werden lassen. Umso mehr war ich gespannt, wie sich nach dem Winter die Projektfläche verändert hat.

 

Das erste Mal, als ich dieses Jahr im Mai ankam, war es schon nachts um 23.30 Uhr. An diesem Tag konnte ich mir selber also kein Bild mehr machen. Erst am nächsten Tag zogen wir los, um das Grundstück zu begutachten. Der Winter hatte seine Spuren hinterlassen: Winterstürme haben einige Bäume entwurzelt und umgeworfen. Das größte Exemplar lag mitten auf einer großen Waldlichtung des Nachbarbesitzers. Aber mein erster prüfender Blick galt den Neupflanzungen. Wie durch ein Wunder, ist kein Setzling zu Schaden gekommen – die umgeknickten und umgefallenen Bäume haben sich einfach dazwischen gelegt. Im Großen und Ganzen sind die mesiten der jungen Bäume super durch den Winter gekommen. Alles sah sehr friedlich aus. Auch die Wildschweine hatten sich wohl gefühlt: Hier und da hatten sie etwas gewütet. Obwohl wir schon Mai hatten, war die Natur noch nicht ganz aus ihrem Winterschlaf erwacht. Die Nächte waren noch sehr kalt und grundsätzlich hängt die Natur hier im Naturpark Frankenwald im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands zwei bis drei Wochen hinterher. Auch wenn noch nicht alle Pflanzen ausgetrieben haben, so waren zumindest die Wiesen schon saftig grün, Schmetterlinge und Bienen tanzten von einer Blume zur nächsten und die Knospen der ersten Laubbäume waren gerade dabei sich zu öffnen.

 

 

Doch die große Frage war, bleibt alles wie es ist? Die große Herausforderung stand der Natur ja noch bevor. Rückblickend wurde der Sommer 2022 in den Medien als heißester und trockenster Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen deklariert. Ende August waren wir wieder vor Ort, diesmal kam ich vormittags an und konnte es kaum erwarten, durch den Wald und die Flächen zu laufen. Ich hatte mir Sorgen gemacht, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass bei dieser Dürre überhaupt ein Setzling eine Chance hat. Doch schon als ich die lange Auffahrt zum Grundstück fuhr, war ich überrascht, dass hier Vieles in sattem Grün leuchtete. Nach meinem Rundgang war ich vollkommen happy: Die meisten Pflanzen haben den Sommer gut überstanden! Begeistert bin ich vor allem von den kleinen Blautannen. Wir haben zur Probe gut zehn Setzlinge gepflanzt und die meisten davon sahen richtig gesund aus. Bei den Kastanien gab es ein paar Ausfälle, aber damit haben wir gerechnet. Viele angeflogene und selbst angewurzelte Buchen- und Ahorntriebe schießen aktuell aus dem Boden. Wir haben große Hoffnung, dass die natürlich gewachsenen Jungpflanzen besonders gut mit den örtlichen Bedingungen zurechtkommen. Statt neue Pflanzen zu setzen, versuchen wir in Zukunft vermehrt den natürlichen Baumnachwuchs zu schützen. Auch die Biotopflächen, die Magerwiesen am Hang waren durch die starke Sonneneinstrahlung zwar etwas gelblich trocken, aber das Gras war lang und konnte so den Boden vor Austrocknung gut schützen.

Die kleine Quelle unterhalb des Hauses war über den Sommer erneut vollkommen versiegt.
Die Brunnenbohrung steht immer noch aus. Leider musste die Bohrfirma den Bohrtermin aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens und betrieblicher Krankheitsfälle den Bohrtermin mehrfach nach hinten schieben. Geplant war die Bohrung bereits im Mai. In den kommenden Tagen hoffen wir auf einen neuen Bohrtermin, um noch vor dem Winter die Bohrung durchführen zu können. Manche Dinge brauchen Zeit.

 

 

Beim letzten Besuch konnten wir die kurze Zeit vor Ort auch nutzen, um die ersten „Dankeschöns“ des Crowdfunding auszumessen. Auf der Biotopfläche haben wir die Parzellen für die ersten Patenschaften abgesteckt und bis Ende des Jahres sollten alle Unterstützer ihre Urkunde mit den genauen Koordinaten in den Händen halten. Auch haben wir die umgefallenen Bäume, die sich über die Wege gelegt haben, sowie die große alte Fichte vom Grundstück des Nachbarn entfernt. Daraus werden wir in Kürze die zukünftigen Aussichtsbänke bauen. Und auch das legendäre „Waldbrot“ ist in Arbeit. Ich hatte mir gewünscht, dass die Zeit über den Sommer reicht, um einen großen Holzbackofen zu bauen. Das Waldbrot, gebacken in einem Holzbackofen, wäre der absolute Hammer. Jetzt ist es schon Anfang Oktober und die Zeit für die Fertigstellung läuft uns davon. Ich hoffe, wir schaffen es in den nächsten Wochen – vor dem großen Wintereinbruch und Frost – den Holzbackofen fertig zu stellen. Denn daraus soll das Waldbrot noch krustiger und aromatischer an die Unterstützer gehen. Das Warten wird sich lohnen. Realistisch gesehen werden wir im Dezember alle Waldbrote backen und auch verschicken. Manche Dinge brauchen seine Zeit!

 

 

Und wenn wir schon bei der „Zeit“ sind. Aktuell beschäftigt uns eine weitere Frage: „Abreißen oder Sanieren?“ Auf der WALD & WIR-Projektfläche steht ein altes Haus, unbewohnbar und renovierungsbedürftig. Ob und wie wir dieses Gebäude weiter nutzen können, wissen wir noch nicht, aber alles braucht seine Zeit. Auch hier halten wir euch natürlich auf dem Laufenden.

Ansonsten steht jetzt die neue Veranstaltungs-Saison vor der Tür und wir stecken voll in der Planung – wie in jedem Jahr. Manches bleibt also doch wie es ist. Allerdings schwebt über allem auch dieses Jahr ein großes Fragezeichen, so wie in den letzten zwei Jahren eben auch. Nächste Woche geht es mit Reinhold Messner auf große Süddeutschland-Tournee. Wir sind gespannt, wie sich die Dinge entwickeln, freuen uns aber auf die kommenden Wochen und vor allem auch darauf, euch vielleicht persönlich bei einem Event im Saal zu begegnen oder bei einem unserer Live-Streams im Chat von euch zu lesen.
Bleibt offen für Neues und bleibt gesund. Wir halten euch auf dem Laufenden!

 

 

Welt & Wir / Wald & Wir / Blog

3 Kommentare

  1. von Ulrike Pittrow,

    schön, von euch zu lesen. Ja, alles braucht seine Zeit und den richtigen Zeitpunkt!
    Ich freu mich, dass ihr die Fichte zu Aussichtsbänken verarbeitet. Dann kann ich mich sicher im Frühjahr auf „meine“ mal setzen, wenn ich sie finde…
    Ich wünsche euch frohen Mut, gute Entscheidungen, Schaffenskraft mit Freude am Tun und viel Xsundheit, die kommt jedoch immer, mit der Freude….
    herzliche Grüße
    Ulrike Pittrow

  2. von Claudia Felber,

    Hallo zusammen,

    bin grad zufällig auf Eurer Wald und Wir Projekt gestoßen! Großartig! Ich freue mich immer über Menschen, welche neben ihrer Arbeit noch genug Energie für ögologische oder soziale Projekte haben!

    Freue mich nochmal über Infos und würde gerne auch noch einen kleinen zumin. finaziellen Beitrag leisten!

    Liebe Grüße
    Claudia

    1. von Daniel,

      Liebe Claudia,

      vielen Dank für deine liebe Email und dein Interesse an unserem „WALD & WIR“-Projekt.
      Unser Projekt ist aus der Idee entstanden selber aktiv zu werden und einen persönlichen Beitrag zu leisten. Es läuft so einiges nicht gut, was die Menschheit gerade tut. Wir suchen da auch nicht eine Schuldigen, sondern sehen das eher als Kollektiv-Versagen. Aber wir sind dennoch immer positiv. Im Grunde geht es nicht darum die Welt und Retten, sondern eigentlich uns selber. Der Natur ist es auf lange Zeit gesehen egal, was wir anstellen. Sie wird genug Zeit haben, sich zu erholen und neu zu erfinden. Da bin ich mir ganz sicher. Also sägen wir eigentlich nur an unserem eigenen Ast mit dem Kollateralsyndrom, auch andere Lebewesen mit einzubeziehen. Aber jetzt genug der negativen Wipes…

      Unser Projekt haben wir aus eigenen Mitteln finanziert und zugegeben: Es fühlt sich gut an ein eigenes Stück Land mit einer gewissen Größe zu „besitzen“. Wobei wir Menschen ja immer denken, Dinge zu besitze, ich würde mal sagen, der richtige Begriff ist: Verantwortlich zu sein für etwas!“. Für dieses Stück Land wollen wir also verantwortlich sein und wir denken, dass es eine gute Idee ist, diesen Raum möglichst naturnah sich selbst zu überlassen. Hier und da, werde wir etwas unterstützen und durch verschieden Maßnahmen die Diversität fördern. D.h. Die Projektfläche besteht aus Wald, Biotopflächen (Magerwiese und Feuchtgebiete) und abgeholzte Flächen. Auf diesen abgeholzten Flächen möchten wir durch Neupflanzungen von beispielsweise Obstbäumen (Streuobstwiese) neue Lebensräume schaffen, Magerwiese muss weiterhin kultiviert werden, damit die seltenen Pflanzen und Kräuter erhalten bleiben und der Wald soll einfach da sein können. Neben ein paar neuen Bäumen soll der Wald einfach nur Zeit haben zu wachsen und sich zu entfalten, ohne dass wir eine wirtschaftlichen Nutzen durch Holzverkauft oder ähnliches eingreifen. Auch tote Bäume sollen bleiben und Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen bieten. Das ist die Idee….

      Auf dem Grundstück befindet sich ein altes, renovierungsbedürftiges Haus im Zentrum der Projektfläche. Aktuell wissen wir noch nicht, was wir damit anstellen werden. Es gibt ein paar Ideen, aber das eilt nicht. Ein Gedanke, den wir schön finden ist, dass wir diese Fläche nutzen, damit Menschen die Möglichkeit haben der Natur näher zu kommen, von ihr lernen zu können und damit ein tieferes Bewusstsein entwickeln können, dafür, das nicht die Natur von uns Menschen abhängig ist, sondern genau andersherum. Das ist aber nur eine aktuelle Idee.

      Wir haben im Frühjahr diesen Jahres ein „Crowdfunding“ gestartet. Ziel war es eine Wasserbohrung vor Ort zu finanzieren, damit das Grundstück, die Neupflanzungen und alles was danach entstehen kann, auch ausreichend mit Wasser versorgt werden kann. Das Crowdfunding war sehr erfolgreich, die Brunnenbohrung wird hoffentlich Anfang nächsten Jahres stattfinden können. Wir warten auf den Bohrtermin der Bohrfirma. Sie haben alle sehr viel Arbeit und es ist überhaupt schwer eine Firma zu finden, die Zeit dazu hat.

      So, jetzt habe ich dir so einiges schonmal geschrieben. Das sind alles ein paar Grundinformationen. Tatsächlich bekommen wir viel Feedback auf das Projekt, was uns sehr freut und ich hoffe, wir schaffen es nächstes Jahr ein eigenes Webseite dazu zu gestalten und alle Unterstützer immer auf den aktuellsten Stand halten zu können.

      Wenn du noch Fragen hast, freuen wir uns immer über Email.
      Vielen Dank schonmal für dein Interesse.

      Mit besten Grüßen

      Daniel

      von WELT & WIR und WALD & WIR….

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